Wände bemalen


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Ein Einakter

Bühne wird durch eine großflächige kreisrunde Lampe im hinteren Bereich mit weißem Licht beleuchtet.

Von rechts tritt Person, geschlechtslos, leicht gebückt auf die Bühne vor den beleuchteten Kreis.

Sie schreibt auf die angestrahlte Fläche und flüstert diese Worte:

„Ich schwinge Fahnen und bemale Wände mit Kreide. Auf denen steht, Fahnenschwingen und Wände bemalen gefunden. Brauchbar nur mit weißer Maske.“

Person tritt rechts wieder ab und auf der angestrahlten Wand ist der obige Satz zu lesen. Gleichzeitig ertönen Hintergrundgeräusche einer befahrenden Straße mit ein zwei hupenden Autos.

Wieder von rechts tritt eine salopp gehende Person, die einen jüngeren Mensch darstellen soll, die Bühne, während des Auftrittes wird der Kreis zu einem rosa Dreieck, die Person schreibt in das Dreieck, während sie mit fester Stimme spricht:

„Manchmal finde ich auch eine Ziehharmonika und spiele zur Abwechslung „Alle meine Entchen“. Das spiele ich deshalb, weil die Entchen Löcher ins Wasser machen und darin schwimmen. Ich meine, was können Entchen dafür, daß sie Schwänzchen haben?“

Person verläßt die Bühne ins linke Off, die Schrift ist im rosa Dreieck zu lesen, während im Hintergrund die Geräuschkulisse von Kinderstimmen zu hören sind, die laut plappernd miteinander spielen.

Person betritt von Bühnenrückwand die Bühne, der Lichtpegel verformt sich zu einem grünen Quadrat. Person steht stocksteif vor dem grünen Lichtquadrat und spricht direkt ins Publikum:

„Wenn ich ganz traurig bin, schreibe ich: Fahnenschwingen und Wände bemalen gefunden. Brauchbar. Dann wird mir wieder ganz lustig, wenn ich mir vorstelle, wenn das jemand liest, daß sie denken, Fahnenschwingen kann ja brauchbar sein, aber Wände bemalen.“

Person dreht sich zur hinteren Bühnenwand, der gesprochene Text ist in dem grünen Quadrat zu lesen, Musik erklingt im Stil eines Jazzkonzertes. Person geht ein Schritt vor, dreht sich, geht ein Schritt vor, dreht sich bis sie links von der Bühne abtritt.

Von links betritt Person hinkend die Bühne, während sich das Licht in eine rote Kegelform verwandelt. Person bleibt außerhalb des Lichtkreises stehen und zieht sich Frauenkleider an. Beim Eintritt in das rote Licht zieht die Person sich Stück um Stück aus, so daß sie, wenn sie die Bühne verläßt, wieder eine geschlechtslose Figur darstellt.

Person spricht sowohl zum Publikum als auch Richtung rechts und links und zur hinteren Bühnenwand mit unterschiedlichen Stimmen.

„Ich kann sogar Wände, die ich schon einmal bemalt habe, wieder auslöschen und sie nochmals bemalen. Das ist fantastisch, aber nicht außergewöhnlich. Ein alter Witz ist kein neuer Hut, aber eine Vergangenheit.“

Person entfernt sich aus dem Lichtkreis und bekleidet sich mit Hose und Jacke, während im Hintergrund Stimmen zu vernehmen sind:

„Paß auf dich auf, geh langsam, wir sehen uns wieder, laß dir Zeit, mach dir keine Sorgen, halte dich gut fest, alles wird gut, habe keine Angst, siehst du das Licht?“

Person tritt in die Mitte der Bühne, während im Hintergrund das Licht ständig seine Form und Farbe in unregelmäßiger Abfolge verändert. Sie bleibt stehen, derweil von links, rechts und vom Bühnenhintergrund je eine Person die Bühne betreten, die sich im Lichtkreis ständig an- und ausziehen, mit unterschiedlichen Kleidungsstücken und sich somit auch in ihrer Körpersprache verändern.

Aus dem Hintergrund ertönt eine Stimme, monoton:

„Christian, geboren 15. Juni 1963, gestorben 18. Mai 1974
Melanie, geboren 28. Februar 1955, gestorben 28. Februar 1955
Jason, geboren 02. Januar 1994, gestorben 15. Dezember 2014
Bertha, geboren 23. Oktober 1900, gestorben 17. November 1954“

Jetzt sprechen alle vier Personen durcheinander, die hinten an der Wand projektierten Sätze, verlassen und betreten die Bühne, bis der Vorhang fällt.

Doris Mock-Kamm

Kategorie: Theaterstücke

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