Stadt Überlingen spielt sich als kleinkarierter Spießer auf


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Bild von Gunnar Fischer auf Pixabay

Unterlassungsklage gegen Kleingärtner

Während Urban Gardening an Beliebtheit sinnigerweise viel eher zunimmt, vor über vier Jahren berichteten wir über solch Gebaren im Städtchen Andernach, scheinen in Überlingen am Bodensee die Uhren ein wenig anders zu ticken. Der Kleingärtner, Dr. Viktor Schlak, hat im Urteil „im Grunde nichts anderes erwartet“. Erstaunlich mit welcher Gelassenheit er das kleinkarierte Verhalten des Stadtrats kommentiert.

Eigentümer werden per Gesetz besonders geschützt und entsprechend vertreten, selbst wenn deren Verhalten alles andere als sympathisch ist, man darf in diesem Fall viel eher von einer asozialen Handlung sprechen. Immerhin spendete der Kleingärtner sein angepflanztes Gemüse und die Kartoffeln großzügig bedürftigen Menschen. Bei weiterer Zuwiderhandlung droht ihm jetzt ein Ordnungsgeld von bis zu 250.000 Euro oder ersatzweise ein halbes Jahr Ordnungshaft. Was für eine frappante Entscheidung!

Überlingen bewies gleichwohl wenig Fingerspitzengefühl

Im Umweltkrimi zur Platanenallee, dem am Ende die alten Platanen zum Opfer fielen. Über den Schlußstrich berichteten wir Ende Februar 2017, daß diese bald schon Geschichte sein wird. Auch in diesem Fall obsiegten die Stadtväter ohne jedwedes umweltpolitisches Gewissen. Eine Parallele zum jetzigen Urteil gegen den Kleingärtner darf man ruhig ziehen, was die Dreistigkeit anbelangt, wie vor Ort Politik gestaltet wird.

Nämlich zum Nachteil einer humaneren Gesellschaft, es zählt das Recht nach Gutsherrenart. Bloß nichts abgeben, mir das Meiste, Hauptsache ein grüner Rasen, was interessieren die Belange anderer. Während bei der Platanenallee noch erheblicher Widerstand sich formierte, bleibt es beim „Kartoffelkrieg“ verhältnismäßig ruhig. Allerdings bemühte sich der SWR wenigstens um einen kurzen Beitrag.

Eine Berufung wäre mehr als angebracht

Um das Urteil des Amtsgerichts Überlingen anzufechten, wobei das zuständige Landgericht in Konstanz in Frage käme. Jedenfalls gibt sich der 76-Jährige ziemlich kämpferisch. Vielleicht könnte auch eine Petition ihm den Rücken stärken. Je mehr Menschen vor Ort zu seinem Anliegen stehen, umso deutlicher erhält der Stadtrat einen Denkzettel.

Schikanen dieser Art haben angesichts eines solchen Engagements eben nichts verloren, unterstreichen viel eher eine herzlos egoistische Haltung, die es selbstverständlich anzumahnen gilt. Drücken wir ihm die Daumen.

Lotar Martin Kamm

Kategorie: Proteste und Widerstände

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Eine Antwort zu Stadt Überlingen spielt sich als kleinkarierter Spießer auf

  1. Ronald Schubert schreibt:

    Die Kleingartenvereine sind überall und in jeder Stadt die verbrieften Hüter des Spießertums und das hat mich vor 30 Jahren auch davon abgehalten, mir einen Kleingarten anzuschaffen. Sinnlose Regelwut gab es auch so schon genug, aber ich habe eine grüne Oase zur Entspannung gesucht. Also bin ich weit gereist…

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