Gelassenes Glück


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Bild von Hulki Okan Tabak auf Pixabay

Das Glück gab sie an der Abendkasse ab,
war es tatsächlich nur Verwechslung,
wollte sie die Eintrittskarte als Erinnerung
behalten, neu, nicht gestempelt, zerrissen;
hingegen ihr Glück bekritzelt, zerknüllt,
glattgerieben, kaum leserlich?

Die Vorstellung, das Theaterstück
sei zeitlos, egal ob der Vorhang fällt,
die Bühne bleibt, ist unveränderbar,
bis Zeit die Materialien auffrißt, Spinnen
die Dekoration mit ihren lichtscheinenden
Netzen dem Dunkel schwereloses
Schweben vorgaukeln, das verweilt,
wollte sie in ihren Gedanken entdecken.

Stimmen schmirgeln sich durch die Luft,
fordernd, beschwichtigend, benebeln
das Publikum mit Atemstaub aus Tönen.
Mit feuchten Händen knetet sie ihre Gefühle
in die Eintrittskarte, verteilt den Schweiß
auf ihrem Gesicht, retuschiert ihre Mimik.
Blendend, tänzelnd ging sie nach der
Vorstellung bei der geschlossenen Kasse vorbei,
ihr zurückgelassenes Glück lächelte sie an.

Doris Mock-Kamm

Kategorie: Gedichte

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